Wenn wir ein Projekt starten, eine Präsentation für das Team erstellen oder die Unternehmensvision planen – häufig starten wir mit einer Auflistung von Ideen auf einer leeren Leinwand – das Brainstorming.
Wir entwickeln Ideen, besprechen uns mit Partnern:innen oder Kollegen:innen und kommunizieren unsere Gedanken für die bestmöglich angestrebte Lösung.
Neben den Vor- und Nachteilen, die wir in die Entscheidung einbeziehen, soll das erreichte Resultat kreativ, innovativ und nachhaltig sein.
Sicherlich hast du in deiner beruflichen Laufbahn mehrfach an solchen Terminen teilgenommen.
Allerdings setzt die Zusammenarbeit in einer Gruppe, die bestrebt ist, das optimale Ergebnis zu erreichen, eine offene, transparente und wertschätzende Kommunikation voraus.
Mit dem Ausbruch der COVID-19 Pandemie im Jahr 2020 stehst du aber, wenn du in einem Team arbeitest, oder dieses leitest, vor Herausforderungen, die die Art der Kommunikation betreffen.
Remote arbeiten heisst, dass Teilnehmende über Konferenz-Tools, wie Zoom oder Microsoft Teams, dezentral arbeiten, sich virtuell treffen und, das liegt in der Natur der Technologie, schlechter auf zwischenmenschliche Bedürfnisse eingehen können.
Brainstorming, wie wir es im klassischen Sinn kennen, muss sich einem Wandel unterziehen und sich den aktuellen Arbeitsbedingungen anpassen, möchtest du die kreativste Lösung ausarbeiten und das Team für die Zukunft ausrichten.
Warum asynchrone Kommunikation oder asynchrones Brainstorming dein Team auf die nächste Stufe bringen kann, zeigen neuere Studien und Forschungsergebnisse.
Was ist Brainstorming?
Kurz beschrieben ist Brainstorming eine Methode zum Sammeln von Ideen, bei der man davon ausgeht, dass die kollektive kreative Kraft der Gruppe grösser ist als die Summe der Individuen.
Entstehung und Geschichte des klassischen Brainstormings
Die erste Erwähnung des Begriffs “Brainstorming” erfolgte 1948 durch Alex Osborne. Osborne beschrieb in seinem Buch “Your Creative Power” erstmals das Konzept des Brainstormings, wie komplexe Probleme allein dadurch gelöst werden können, da sich eine Gruppe von Personen zusammengefunden hat.
Ziel ist die kreative und innovative Lösung. Alle Ideen sind gut, schlechte Ideen gibt es nicht und Kritik am Lösungsvorschlag, oder an der Person behindern diesen Prozess und muss unterbunden werden.
Wie du klassisches Brainstorming heute anwendest
Heute gilt Brainstorming als der kreative Standard, der seit über 75 Jahren in Teams oder Unternehmen angewendet wird:
- Du entwickelst und veröffentlichst ein neues Produkt
- Du planst eine Kampagne für das Unternehmen
- Du möchtest komplexe Themen lösen
- Wie sieht die Team-, Abteilungs- oder Unternehmensvision aus
Doch Studien belegen, dass du ds klassische Brainstorming in Verbindung mit der neuen Arbeitsweise optimieren solltest und und nicht nur Vorteile hat.
Nachteile des klassischen Brainstormings
Aus einem Artikel des New Yorker aus dem Jahr 2012 geht hervor, dass die Theorie der Teamkreativität grundlegend falsch ist und dein Team damit nicht zur Höchstleistung abtreibt.
Die erste Studie, die im New Yorker erwähnt ist, wurde von der Yale University bereits im Jahr 1958 angestossen.
In der Studie nahmen insgesamt 48 Personen teil. Diese waren zu je vier Personen in zwölf Gruppen eingeteilt. Die zwölf Teams arbeiteten zunächst nach klassischem Kollektivansatz die Lösungen aus, die anschliessend von einer Jury bewertet wurden.
Die Kontrollgruppe bestand aus 48 Individualisten, Studenten und Studentinnen, die die gleichen Aufgaben ausschliesslich für sich selbst erarbeiteten.
Individuelles Brainstorming ist kreativer
Die Solo-Gruppe entwickelte ungefähr zweimal so viele Lösungen, die durch die Jury als “machbar” und “effektiv” eingestuft wurden.
Das klassische Brainstorming hat das Potenzial der Gruppe nicht freigesetzt, sondern jede:n Einzelne:n weniger kreativ gemacht.
Jahrzehntelange Forschungsarbeiten zeigen, dass Gruppen-Brainstorming zu weniger Ideen führt, als Einzelpersonen, die zunächst getrennt voneinander ihre Ideen gesammelt und später zusammengeführt haben.
Warum ist das so?
Beim klassischen Brainstorming wirken zwei dynamische Kräfte, die die bestmögliche Lösung verhindern.
Produktionsblockade
Das erste Phänomen bezeichnet man als Produktionsblockade.
Jemand im Team hat eine grossartige Idee, allerdings spricht die Gruppe gerade über etwas anderes. Sie geht in der Dynamik des Gesprächs unter.
Introvertierte Personen stehen dabei vor grösseren Herausforderungen. In einer lauten und dynamischen Umgebung fühlen sie sich weniger wohl als in einer ruhigen Atmosphäre, in der sie bessere Ideen formulieren können.
Ebenfalls fällt es introvertierten Menschen schwerer, den Gesprächsfluss zu unterbrechen – die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Idee unausgesprochen bleibt, oder ignoriert wird, steigt.
Bewertungsangst
Das zweite Phänomen bezeichnet man als Bewertungsangst.
Darunter versteht man das Zögern sich zu äussern, aus Angst, beurteilt zu werden oder selbst als zu kritisch zu wirken.
Vor allem jüngere Teammitglieder schweigen oft und überlassen denjenigen die Bühne, die sie als erfahrener wahrnehmen.
Daher überlege dir genau, ob es immer so sinnvoll und hilfreich ist, wenn C-Level Mitarbeitende in Terminen anwesend sein müssen. Die Gefahr, dass deren Autorität so gross ist, dass sich niemand mehr traut, etwas zu sagen, steigt.
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich diese soziale Dynamik noch verstärkt, wenn am Termin mehr Personen teilnehmen. Je grösser die Gruppe, um so grösser wird auch die Angst, bewertet zu werden und umso weniger Ideen werden in die Runde geworfen.
Was ist asynchrones Brainstorming?
Wenn du dein Team oder Unternehmen hybrid oder vollständig remote organisierst, wird deine grössere Herausforderung sein, einen Zeitpunkt zu finden, der nicht nur für alle Beteiligten geeignet ist, sondern auch eine möglichst effiziente Besprechung ermöglicht.
Asynchrones Brainstorming ist eine der besten Optionen, den maximalen Nutzen für alle Teilnehmenden zu ermöglichen.
Die Grundidee ist, dass die Teilnehmenden dem kollektiven Pool neue Ideen hinzufügen. Der Zeitpunkt, wann man am kreativsten und fokussiertesten ist, um diese Aufgabe zu lösen, kann von den Teilnehmenden eigenverantwortlich eingeplant und umgesetzt werden.
Welche Vorteile hast du durch asynchrones Brainstorming
Vorteile hat asynchrones Brainstorming für dich in erster Linie dadurch, dass du die Ideen, Meinungen und Bedenken aller Teilnehmenden einbeziehen kannst:
- Teilnehmende haben Zeit, die erste Reaktion zu verarbeiten
- Andere Perspektiven können konfliktfreier eingenommen werden
- Man kann die eigenen konstruktiven Gedanken besser formulieren
Oft findest du erst beim Schreiben heraus, was du denkst und kannst deine Gedanken besser klären, als im persönlichen Brainstorming - Schwierige Gespräche sind asynchron besser zu führen als direkt und im 1:1 Austausch
- Die asynchrone und schriftliche Kommunikation hat etwas an sich, dass es den Menschen ermöglicht, die natürlichen Instinkte in Richtung Zustimmung und Aufrechterhaltung des sozialen Zusammenhalts zu umgehen.
Die Ergebnisse der Cornell University und der Ted Rodgers School of Management (Toronto) bestätigen die oben beschriebenen Punkte eindeutig:
- 80 % aller befragten Personen tendieren zu einem “ja”, wenn sie direkt und persönlich (und nicht über Microsoft Teams, Zoom etc.) gefragt werden.
- 86 % der befragten Personen sagen “ja”, wenn sie über Video- oder Audio-Konferenz gefragt werden und nicht über E-Mails.
Asynchrone Kommunikation kann viel Potenzial freisetzen
Wenn du eine kreativere, ausführlichere und ehrlichere Antwort willst, dann sollte die Kommunikation schriftlich und asynchron erfolgen.
Wenn du deinem Team die Zeit gibst, die es benötigt, um sich seriös mit einem Thema auseinanderzusetzen und nicht nur “ja” zu sagen, kannst du alle Einblicke, Innovation und Ideen berücksichtigen.
Wie dich Software beim asynchronen Brainstorming unterstützt
Asynchrones Brainstorming und asynchrone Kommunikation bedeutet, dass wir in der Lage sind, von unterschiedlichen Orten, mit unterschiedlichen Zeitzonen an gemeinsamen Ideen, Projekten oder Visionen zu arbeiten.
Zum einen bedeutet dass eine Veränderung der Denkweisen und der Organisation des Teams oder im Unternehmen, zum anderen aber die Auswahl der geeigneten Software, die dich und dein Team bestmöglich unterstützt.
Wenn es im Aufgaben bezogene Kommunikation geht, unterstützen dich sowohl Aufgabenmanager, Todoist, als auch Projektmanagement Tools wie Asana oder ClickUp.
Kommunikationsplattformen wie Microsoft Teams oder Slack stellen dir weitere Funktionalitäten zur Verfügung, die dich und dein Team unterstützen, von einer Kommunikation in Echtzeit zu einer asynchronen Kommunikation zu wechseln.
Slack ermöglicht auf Seite des “Senders” den Versand einer Nachricht zu einem benutzerdefinierten Zeitpunkt.
Als “Empfänger” kannst du über den entsprechenden Status, die Zustellung der Nachrichten für einen definierten Zeitraum pausieren.
Whiteboards, die dem digitalen Flip-Chart entsprechen, kannst du bei einer Besprechung in Microsoft Teams für alle Teilnehmenden aktivieren. Auf dieser Leinwand können dann die Ideen nach und nach hinzugefügt werden.
Auf strategischer Ebene, oder beim Brainstorming ausserhalb von Terminen, sind Miro oder Mural als Whiteboarding Tools extrem flexibel und mächtig.
Arbeitet das Team eher mit Mindmaps, kann ich Mindmeister sehr empfehlen. Ich nutze diese Anwendung sowohl für Einzelprojekte als auch im Team.
Dein Team ist unschlagbar
Ein Team ist insbesondere dann unschlagbar, wenn der richtige Mix von Charakteren in einer offenen, respektvollen und wertschätzenden Kultur miteinander arbeiten kann.
Beachte auch, dass vor allem introvertierte Mitglieder viele kreative und innovative Ideen haben und du ihnen nur den Raum geben musst, dass sie diese in einer ruhigen Umgebung, in der sie sich wohler fühlen, formulieren können.
Mit der asynchronen Methode kannst du alle Ideen, Vor- und Nachteile und das Maximum an Kreativität erarbeiten. Gleichzeitig fühlen sie die Teilnehmenden wertgeschätzt und motiviert, da du ihnen ermöglichst, aktiv an der Lösungsfindung mitzuarbeiten.
Hausaufgabe
Die Umsetzung eines asynchronen Brainstormings ist einfacher, als du denkst. Du kannst das in Form der unten stehenden Hausaufgabe umsetzen – plane und führe das nächste Brainstorming asynchron durch.
- Kommuniziere den Teilnehmenden, dass die Besprechung asynchron erfolgt.
Beschreibe kurz den Gedanken hinter asynchronem Brainstorming.
Informiere kurz, dass beim Brainstorming alle Ideen gut sind und es keine schlechten Ideen gibt. - Erstelle ein zentrales Dokument, Mindmap oder eine Brainstorming-Datei und gib den Teilnehmenden Zugriff auf den Inhalt.
- Prüfe nach einem kurzen Zeitraum den Status. Arbeiten alle aktiv mit? Trägt jede:r seine Ideen in das entsprechende Tool ein? vereinbare einen Termin, wenn das Team über eine Idee abstimmen muss.
Hinterlass mir einen Kommentar mit dem Ergebnis oder auch den möglichen Herausforderungen, die du oder dein Team hast.